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Lyrik

Erwachen…

„Boah, ist das langweilig“ steht in der eMail einer Kollegin. Ich nicke ihr zu, denn sie sitzt nur 2 Reihen vor mir. Das Seminar zum Arbeitsschutz im Unternehmen ist angeblich unheimlich wichtig, aber der Mensch vor der Leinwand bringt es mindestens genauso trocken rüber. Draußen scheint die Sonne, durch die schmalen Fenster sieht man das Grün des Waldrandes, in dessen Nähe sich das Gebäude befindet. „Halt durch, in 20 Minuten haben wir erstmal Mittagspause…“ Antworte ich in einer kurzen eMail. Ein leichtes Kribbeln fährt durch meinen Körper, als vibriere der Boden,  doch ich bin wohl der einzige der es bemerkt.

Die anderen Teilnehmer des Seminars sitzen gelangweilt vor ihren Laptops, schreiben eMails oder spielen gar Rollenspiele über das Internet. Wieder spüre ich eine Vibration, und wieder scheint es niemand mitzubekommen. Es wird dunkel. Die hellen Deckenleuchten fangen an zu Flackern. Bei einem Blick durchs Fenster sehe ich, wie sich die Sonne tiefrot färbt, als würde der Himmel brennen. Mein Herz rast. „Was zum Teufel ist hier los“ schreie ich in mich hinein, doch die Leute im Vortragsraum scheinen wieder nichts zu bemerken. Ein stechender Schmerz fährt durch meinen Kopf, mir wird schwarz vor augen…

Der Klang von Sirenen weckt mich. Sie klingen dumpf und fern. Das Aufstehen kostet mich Mühe. Ich fühle mich schlapp und ausgelaugt. Beim Blick durch den Vortragsraum trifft mich der Schlag. Überall Chaos, die Tische umgeworfen, die Computer zerstört, überall Blut. Die Seminarteilnehmer haben tiefe Schnittwunden, teilweise abgetrennte Glieder. Der Redner hängt über seinem Rednerpult, vom Microphon aufgespiesst. Was zur Hölle ist hier passiert?

mit einem Knall zersplittert die Doppeltür, durch die wir hier hereingelangt sind. Ein heller Blitz blendet mich. Eine Gruppe von Schatten umkreist mich. Das letzte was ich spüre ist der Griff einer Maschinenpistole, die in meinen Nacken geschlagen wird, dann ist wieder alles dunkel und ich falle in einen tiefen Schlaf…

2 Antworten auf „Erwachen…“

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