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Lyrik

Das Land der Krähen… (prolog)

Der Wind streifte durch sein Haar. Es tat ihm einfach gut, morgens erstmal das Fenster aufzureißen und ein paar Minuten lang den Kopf in die kühle Morgenluft zu halten. Ein schöner Tag, kalt zwar, doch nach dem nächtlichen Schneeschauer bahnte sich die Sonne ihren Weg an einem klaren Firmament. Nicht eine Wolke sollte ihren Weg heute kreuzen. Anders erging es dem jungen Mann. Mittlerweile hatte er das Fenster geschlossen und begann den allmorgendlichen Kampf mit den durch den Schlaf zerzausten Haaren. Er fragte sich immer wieder, wie diese nicht mal 2 cm langen dünnen Fäden es immer wieder schafften sich derart zu verknoten. Wie immer gab er nach 15 Minuten jeden weiteren Versuch auf heute ausnahmsweise doch noch mit einer anständigen Frisur aus dem Haus zu gehen. Nach einem provisorischem Frühstück – der Kühlschrank gab diesmal nur eine Tomate und 2 Scheiben Käse her – kramte er nach seinem Rucksack und einer warmen Wollmütze. Er verließ mit einem Pappbecher voll Kaffe bewaffnet das Haus und machte sich auf den Weg ins Zentrum. Es war immer wieder Interessant die Stadt nach und nach zum Leben erwachen zu sehen. Hier und da öffneten sich Fenster, die ersten kleinen Geschäfte bereiteten sich auf die ersten Kunden vor, und vom Bäcker um die Ecke duftete es herrlich nach frischem Brot und Brötchen. Levin entschied sich für den Gang durch den Park. Zwar würde er dadurch ein paar Minuten später im Zentrum ankommen, dafür war er danach meist viel entspannter. Irgendwie faszinierten ihn die Krähen, die im Gegensatz zu den andern Vögeln nicht den Weg in den Süden antraten. Ihr krächze auf der Suche nach Nahrung drang durch den ganzen Park. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass diese Tiere sehr intelligent sind, das ganze machte sie noch etwas geheimnisvoller. Während die Straßen und Gehwege bereits freigeräumt waren, lag im Park eine dicke, noch völlig unangetastete Schicht Schnee. Man konnte nicht einmal mehr den kleinen Teich ausmachen, der schon seit ein paar Tagen zugefroren und nun auch vollends mit Schnee bedeckt war. Einzig die große, unförmige aber glatte Fläche ließ auf seine Lage schließen.

Levin hatte den Teich schon hinter sich gelassen, als ihm ein lautes Plätschern einen leichten Schrecken einjagte. Als er sich wieder dem Teich zuwandte konnte er die Quelle des Plätscherns nicht ausmachen, obwohl es direkt aus dem Teich gekommen zu schien. Er wollte seinen Weg grade wieder fortsetzen, als er das Plätschern erneut hörte, diesmal deutlicher, lauter. Es war nun eigentlich schon kein Plätschern mehr, sondern kam eher dem „Platsch“ gleich, den ein übergewichtiges Kind bei einer Wasserbombe ins Schwimmbecken erzeugt. Doch noch immer konnte Levin nicht ausmachen woher genau dieses Geräusch kam. Selbst nach genauerem Umsehen im Park konnte er die Quelle des Geräuschs nicht ausmachen. Dann stand die Zeit still. Die letzten Blätter, die grade von einer alten Eiche fielen blieben mitten in der Luft hängen. Die Autos und die Passanten, die er von weitem auf der Hauptstraße sehen konnten, hielten in ihrer Bewegung an. Nur die Krähen kreisten weiter über dem kleinen Teich, der nun dampfte und irgendwie nicht mehr so kalt und gefroren aussah. Als sich der Dampf etwas legte, konnte er die Gestalt einer jungen Frau erahnen, doch bevor er etwas genaues erkannte übermannte ihn ein starker Schmerz in seinem Kopf. Er fiel in den Schnee und verlor das Bewusstsein. „Levin, es tut mir Leid…“ hörte er noch dumpf, bevor er vollkommen weggetreten war….

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