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Blackout…

Der Kopf dröhnt. Ich öffne die Augen, doch dass gleißende Sonnenlicht zwingt mich sofort diese wieder zu schließen. Ich hatte wohl doch ein paar zuviel gestern Nacht. Beim Versuch aus dem Bett zu kriechen schmerzt jeder Knochen. „Ich werde alt“, murmel ich mir selbst zu, während ich versuche, mit einer Hand vor der Sonne schützend, das Rollo runterzulassen.

Jede Bewegung schmerzt, und auch der Blick in den Badezimmerspiegel lässt darauf schliessen, dass ich die letzte Nacht wohl ordentlich Spaß hatte. Doch was war geschehen. Das letzte an das ich mich erinner ist das Treffen mit ein paar Freunden in unserer Stammbar. Final Destination. Aber das war wohl nicht mein letztes Ziel bevor ich irgendwann, weis Gott wie, nach Hause gekommen bin.

Das laute Summen der Kaffeemühle hallt schmerzvoll durch meinen sich fast leer anfühlenden Schädel. Die Vorfreude auf den frischen Kaffee und die obligatorische Zigarette lassen mich das aber schnell wieder vergessen. Vielleicht hilft das Koffein mich wieder zu erinnern.

Ich schalte den Fernseher ein. Die Sonne zwängt sich durch die schmalen Spalte im Rollo in mein kleines Apartment. Der Staub den ich bei meinem Morgenritual aufgewirbelt habe tänzelt in den Sonnenstrahlen. In diesem Licht schaut die Wohnung ganz brauchbar aus, aber wehe man schaltet die Lampen ein. „Ich müsste mal wieder aufräumen“, denke ich mir, als die Dame im TV mir ihren Allzweckreiniger mit Meeresduft ans Herz legt.

Doch zurück zur gestrigen Nacht. Wir hatten ein paar Drinks im Final, doch irgendwie war keine Stimmung, also sind wir weitergezogen, aber wohin? Ich krame in meinen Klamotten von Gestern nach meinem Handy. Ein Geruch von Alkohol, Zigaretten und Schweiß breitet sich um den Haufen aus, je mehr ich darin wühle. Als ich das Handy endlich aus einer der Hosentaschen gefischt habe, bemerke ich einen riesen Kratzer im Display. Natürlich ist der Akku leer. Die Auflösung der Geschenisse des gestrigen Abends wird also noch etwas auf sich warten lassen müssen.

Ich schnappe mir meine Jacke, meinen Schlüssel und meinen Geldbeutel um was zu essen zu besorgen. Als ich vor die Tür trete umfegt mich ein eisiger Wind. Es ist kaum drei Tage her, da hatten wir noch 25°C, doch die Sonne verliert an Kraft. Es ist jetzt 10:34 Uhr, und das Thermometer zeigt sommerliche 10°C an. Die Straße wirkt wie leergefegt. Einzig das Radio des Nachbarn, das immer am offenen Fenster vor sich hindudelt lässt mich glauben, dass es in diesem Kaff doch Leben gibt. Zwei Ecken weiter ist der Bäcker – wer immer auf die Idee kam, dass Bäcker auch Sonntags öffnen dürfen hat einen Nobelpreis verdient. Zwei Schokocrossaints, und ein obligatorisches Mettbrötchen mit Zwiebeln später hört auch das flaue Gefühl in meinem Magen langsam auf. Die Gedanken kreisen noch immer. Einen solchen Blackout hatte ich bisher noch nie. Irgendwie wusste ich zumindest immer grob wo ich war, oder wie ich nach Hause kam. Details fehlten immer mal wieder, auch ganze Stunden, aber nie eine ganze Nacht.

Wieder zuhause hat sich auch mein Handy wieder aus dem Schlaf erhoben. Erwartungsvoll leuchtet das Display auf und verlangt meine PIN von mir. Danach gönnt sich das Gerät erstmal eine kleine Denkpause. Schon merkwürdig, wie sich die Technik entwickelt hat. Als ich Jung war waren Handys noch Luxusgüter, nur Geschäftsleute und Schauspieler hatten eins. Mein erstes Telefon hatte ein zwei Zeilen Display, und konnte nichtmal kleinste Grafiken anzeigen. Ich war schon froh, dass es genug Sonderzeichen für die gängigsten Smileys beherrschte. Heute tragen wir kleine Hochleistungscomputer mit uns rum, von denen Kirk und Spock nur geträumt hatten. Als das Handy sich endlich entschlossen hat, mir Auskunft zu erteilen blinkt die Benachrichtigungsleiste schon in einem Tiefen Rot. 15 Nachrichten und 10 verpasste Anrufe blinken mir entgegen. Fünf Nachrichten kann ich direkt aussortieren. Karl – einer meiner besten Freunde – Hatte entweder die Tastesperre vergessen, oder war genauso Sternhagelvoll wie ich es angesichts meines Schädels, war. Drei Nachrichten von meiner Verflossenen – scheinbar sind wir uns gestern Nacht zufällig über den Weg gelaufen. Den besorgten Worten entnehme ich, dass ich nicht wirklich gut ausgesehen haben muss.

Fortsetzung folgt…

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